Ein Touren-Highlight auf Gran Canaria ist die am nördlich von Maspalomas in El Tablero beginnende Landstraße GC 604, die sich zunächst als schmale Asphalt-Straße durch El Salobre Alto bis nach Barrio los Lomos schlängelt und von dort aus als Schotterpiste bis zum Chira-Stausee führt.
GC 604: Der asphaltierte Teil zwischen El Tablero und Barrio los Lomos
Hinter El Salobre Alto verlässt man den den dörflich geprägten Teil der Straße Richtung Norden über die schmale GC 604, die in diesem Bereich bis zum Ende der Ausbaustrecke durch einen recht neuen Straßenbelag und wenig Gegenverkehr auffällt. Über 15 km Fahrtstrecke schwingt man sich von anfänglich 100 m hinauf bis auf 815 m Höhe. Dabei hat man zu beiden Seiten der Straße zahlreiche Stellen mit einer hervorragenden Aussicht. Westlich der Strecke liegt im Tal der Barranco de Arguineguín, durch den die GC 505 führt, östlich der GC 604 erkennt man Montana Data und dahinter den Palmitos Park an der GC 503. Im sehr kleinen Ort Barrio los Lomos endet die ausgebaute Strecke. Für die meisten Ausflügler dürfte hier bereits die Fahrt enden. Trotzdem lohnt sich auch dieser eher kurze Trip allein schon für den tollen Überblick über den südlichen Teil Gran Canarias.
Die Schotterpiste zwischen Barros los Lomos und Presa Chira
Ab Barros los Lomos geht die Landstraße in Form eines zunächst noch recht ordentlichen Feldweges weiter, der sich aber schon nach kurzer Zeit in eine richtige Schotterpiste verwandelt, die möglichst mit geländegängigen, im Idealfall Allrad getriebenen Fahrzeugen befahren werden sollte. Ende 2017 gab es einige Steinschläge auf der Route, die eine Fahrt mit einem Auto sehr erschwert hätte. Offenbar wurde die Piste aber in 2020 zumindest teilweise saniert und planiert. Trotz Sanierung ist Reisen auf dieser Route nur bei gutem Wetter empfehlenswert. Bei Regen sollte man die Strecke besser meiden. Bei gutem Wetter dagegen, ist die Fahrt auf der GC 604 ein absoluter Insider-Tipp für Besucher der Insel.
Auch, wenn die Fahrt in diesem Teil der GC 604 eher beschwerlich ist, lohnt sich die Tour allein schon wegen der tollen Aussichtspunkte auf bis über 1000 Meter Höhe. Auf der Strecke erlebt man einen stetigen Wechsel von grober Schotterpiste über lehmig, sandigen Feldweg bis hin zum felsigen Weg mit größeren Steinen. Die Wegränder sind selbstverständlich komplett ungesichert. Entsprechend vorsichtig sollte man auf der Straße mit Auto, Motorrad oder Mountainbike fahren. Wanderer sind ebenfalls gut beraten, abseits der Zivilisation gut aufzupassen und sich nicht zu verletzen.
Etwa auf halber Distanz kommt man zu einem kleinen Platz mit zwei Höhleneingängen. Dahinter verbirgt sich eine kleine Zisterne, die Schatten spendet und frisches Wasser bereithält. Eine Nette Abwechslung, um sich auf dem Weg etwas zu erfrischen. An vielen Stellen der GC 604 hat man einen guten Blick auf die Orte entlang des oberen Teils der im Tal verlaufenden GC 505, die von Arguineguín zum Soria-Stausee führt.
Direkt hinter dem Startpunkt der unbefestigten GC 604 in Barrio los Lomos geht rechts ein Weg ohne Kennung ab, der über den rechten Teil der Bergkette führt und bis hinauf auf 1.200 Meter Höhe führt. Die Erkundung dieses Weges wird Teil einer nächsten Tour auf Gran Canaria werden. Kurz vor dem Chira-Stausee trifft dieser Weg wieder auf die GC 604.
Nach rund 11 km anstrengender Fahrt erreicht man endlich den Stausee Presa de Chira auf 900 Metern Höhe. Hier lohnt sich ein kurzer Ausflug auf die Staumauer und an den See. Von dort aus geht es weiter über einen recht neu ausgebauten Teil der Landstraße bis zur Kreuzung, an der sie auf die GC 60 trifft. Ich bin gespannt, wie erfolgreich die Sanierung des Wegs in 2020 war und wie sich der parallel führende Höhenweg fahren lässt.
Mountainbike-Fahrer sollten auf dieser Strecke Erfahrung mitbringen und eine wirklich geeignete Schutzausrüstung tragen. Dicke Steine und loses Geröll sorgen schnell für Stürze, die dann in dieser abgelegenen Gegend möglichst harmlos ausgehen sollten. In weiten Teilen der Strecke hat man nicht einmal vernünftigen Handyempfang um Hilfe holen zu können. Bei ernsthaften Verletzungen müsste die dann ohnehin aus der Luft kommen.
Update 2022: Die GC-604 wurde leicht saniert
Im Sommer 2022 war die Strecke immerhin so gut saniert, dass man mit einem gängigen SUV gut von Anfang bis Ende durch kam. Das kann sich aber nach dem Tropensturm Hermine im September des Jahres wieder deutlich geändert haben.
Den parallel laufenden Abschnitt bin ich noch nicht gefahren. Den hebe ich mir für einen der nächsten Gran Canaria Besuche auf.
Zustand der GC 604 in 2022
Die Karte zeigt in grauer Farbe den unbefestigten Teil der Reiseroute:
Update 2023: Parallel zur GC-604 verlaufender Weg
In 2023 habe ich dann den in der Karte blau markierten Weg genommen. Und zwar vom Presa de Chira aus kommend. Nach wenigen Kilometern zweigt man dann links ab und fährt ordentlich bergauf. Der Zustand des Weges ist etwa so, wie die reguläre GC-604 vorher war: Ausgefahrene Spuren, Schotter, größere Steine und Splitt. Also nichts für normale Pkws und Ideal für Enduros.
Oben angekommen, erwartet einen absolute Stille, ein grandioser Ausblick und ein zunächst recht ordentlicher Weg, der aber nach und nach schlechter wird um dann kurz vor dem Zusammentreffen mit der regulären GC-604 wirklich sehr schlecht zu werden. Felsbrocken und Steinschollen zwingen hier zu einer langsamen Fahrt. Tipp: Die Strecke in umgekehrter Richtung fahren, dann wird der Weg wenigstens tendenziell besser. Aber der Ausblick lohnt sich auf jeden Fall.