Artenara – Ein verstecktes Juwel im Herzen von Gran Canaria
Das kleine und charmante Artenara auf etwa 1.270 Metern über dem Meeresspiegel ist das höchstgelegene Bergdorf auf Gran Canaria. Die Gemeinde Artenara erstreckt sich über die zerklüfteten Höhen und Täler der Insel und bietet spektakuläre Aussichten, eine tiefe kulturelle Tradition und einzigartige archäologische Stätten. Obwohl es ein kleines Dorf mit rund 700 Einwohnern im Kernort ist, bietet Artenara den Besuchern und Einheimischen eine Vielfalt an Naturerlebnissen und kulturellen Höhepunkten. Der Artikel führt durch die Geschichte und Sehenswürdigkeiten von Artenara und gibt wertvolle Tipps für Reisende, die einen Abstecher in diese beeindruckende Region Gran Canarias wagen.
Die Lage und Verkehrsanbindung von Artenara
Artenara befindet sich im Nordwesten von Gran Canaria und ist Teil des Inselinneren, umgeben von den dramatischen Bergzügen, die die Topografie der Insel prägen. Die Anreise nach Artenara erfolgt am einfachsten mit dem Auto. Von Las Palmas aus führt die GC-21 Straße direkt in das Bergdorf, eine malerische Route, die durch grüne Täler, Pinienwälder und entlang steiler Felsen verläuft. Die Fahrt ist eine atemberaubende, wenn auch kurvenreiche Erfahrung, die jedoch mit zahlreichen Aussichtspunkten und Naturkulissen belohnt wird. Auch aus anderen Teilen der Insel, wie Tejeda und Agaete, ist Artenara mit dem Auto oder Bus erreichbar. Es ist eine Reise, die Besucher auf eine echte Entdeckungsreise in die unberührte und abgelegene Seite Gran Canarias entführt.
Eine absolute Empfehlung ist die Anreise über La Aldea im Westen. Die anfänglich sehr schmale GC-210 führt über zahlreiche Spitzkehren samt gelegentlichem Gegenverkehr vorbei am Stausee Presa del Parallilo hinauf nach Artenara. Aber diese Route ist eher nichts für schwache Nerven und sehr breite Fahrzeuge.
Aus dem Süden Gran Canarias gelangt man über die kurvige GC-60 und die sehr schmale GC-606 zur GC-210 nach Artenara. Diese Strecke führt über einen Höhenkamm und bietet immer wieder tolle Ausblicke auf Artenara.
Die Höhenlagen der Gemeinde
Artenara selbst liegt auf einer beeindruckenden Höhe von rund 1.270 Metern, was dem Dorf ein kühleres Klima als den Küstenregionen der Insel verleiht. Doch die Gemeinde erstreckt sich über verschiedene Höhenlagen. Der tiefste Punkt der Gemeinde Artenara befindet sich an der Westküste auf Meereshöhe unterhalb des Tamadaba-Naturschutzgebietes, während der höchste Punkt, der Fels Pico de la Bandera, stolze 1.679 Meter über dem Meeresspiegel erreicht. Diese geografischen Kontraste prägen die Gemeinde und bieten dem Besucher ein faszinierendes Spektrum an Landschaften – von steilen Felsen über dichte Wälder bis hin zu weiten Hochebenen. In der Ferne erkennt man bei gutem Wetter die bekannteste Felsformation der Insel: den Roque Nublo.
Die Ortsteile von Artenara und ihre Besonderheiten
Artenara umfasst mehrere Ortsteile, von denen jeder seine eigene Geschichte und Charakteristik besitzt. Besonders bekannt ist der Ortsteil Acusa, der für seine jahrtausendealten Höhlenwohnungen bekannt ist. Acusa, das sich wie ein Adlerhorst an die Berghänge schmiegt, bietet eine der eindrucksvollsten Kulissen der Insel. Hier lebten einst die Ureinwohner der Insel, die Guanchen, und viele dieser Höhlen sind bis heute erhalten geblieben. Manche werden sogar noch von den Einheimischen bewohnt. Das Höhlendorf bietet nicht nur eine atemberaubende Aussicht auf die umliegenden Täler, sondern auch eine tiefere Einsicht in das Leben und die Architektur der frühen Inselbewohner.
Die Höhlenwohnungen von Acusa sind ein wichtiger Bestandteil der Kultur Gran Canarias und sind teilweise für Besucher zugänglich. Sie zeigen eindrucksvoll, wie die Menschen in dieser rauen Umgebung über Jahrhunderte hinweg ihre Lebensweise an die Natur angepasst haben. Ein Besuch in Acusa ist wie eine Zeitreise in die Vergangenheit der Insel und ein Muss für jeden, der sich für Archäologie und Geschichte interessiert.
Der Ortskern von Artenara und seine Sehenswürdigkeiten
Das Zentrum von Artenara ist geprägt von einem beschaulichen, traditionellen Charakter und einer ruhigen, fast meditativen Atmosphäre. Am Dorfplatz befindet sich die Kirche San Matías, ein wunderschönes Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. Die Kirche, die dem heiligen Matias gewidmet ist, besticht durch ihre Architektur im kanarischen Stil und ist eine der wichtigsten religiösen Stätten der Gemeinde. Gleich neben der Kirche findet sich eine kleine Plaza, die von Einheimischen und Besuchern gern besucht wird, um sich zu treffen und die Ruhe des Ortes zu genießen.
Ein weiteres religiöses Highlight ist die Höhlenkapelle Virgen de la Cuevita, die in eine natürliche Höhle eingebaut wurde. Diese Kapelle ist der Schutzpatronin der Insel, der Jungfrau von La Cuevita, gewidmet und ein Ort der besonderen Verehrung. Hier finden alljährlich Feste statt, zu denen Pilger aus allen Teilen der Insel anreisen.
Der Mirador Unamuno ist ein Aussichtspunkt, der nicht nur für seine atemberaubende Aussicht, sondern auch für die Bronze-Skulptur von Miguel de Unamuno, einem spanischen Schriftsteller und Philosophen, bekannt ist. Unamuno war fasziniert von der Landschaft Gran Canarias und beschrieb sie als „kathedralische Landschaften“. Der Aussichtspunkt bietet einen beeindruckenden Blick auf die Berge und Täler von Gran Canaria und lässt erahnen, warum Unamuno so von dieser Gegend inspiriert war. Vom Aussichtspunkt hat man einen guten Blick auf den zu Tejeda gehörenden Roque Bentayga, eine Felsformation mit einer von den Ureinwohnern erbauten heiligen Stätte.
Das Museumshaus und das Erbe von Santiago Arcanda
Im Ortskern von Artenara befindet sich auch das Museo Etnográfico Casas Cuevas, ein Museumshaus, das den Besuchern Einblicke in das traditionelle Leben und die Kultur der Region gibt. Dieses Museum ist in ehemaligen Höhlenwohnungen untergebracht und bietet eine beeindruckende Ausstellung über das ländliche Leben auf der Insel, die Nutzung der Naturressourcen und das Handwerk der Region.
Der bekannte kanarische Schriftsteller und Philosoph Santiago Arcanda hat ebenfalls Spuren in der Gemeinde hinterlassen. Seine Werke sind tief in der Natur und Kultur der Insel verwurzelt, und das Museum widmet sich auch seinem Erbe und seiner literarischen Bedeutung für Gran Canaria.
Naturparadies Tamadaba und Tirma
Das Gelände westlich von Artenara wird von den majestätischen Pinienwäldern des Naturschutzgebiets Tamadaba und Tirma dominiert. Diese Gebiete gehören zu den größten und unberührtesten Waldregionen der Insel. Das Tamadaba-Massiv erhebt sich über das Dorf und bietet eine beeindruckende Flora und Fauna. Wanderer und Naturliebhaber finden hier zahlreiche Routen, die durch dichte Pinienwälder, vorbei an spektakulären Aussichtspunkten und tiefen Schluchten führen. Eine Route führt hinab in den Barranco de Agaete. Bei gutem Wetter reicht die Sicht von den Tamadaba-Felsen bis zum Teide auf Teneriffa. Die Wälder sind ein wichtiger Lebensraum für viele endemische Vogelarten und Pflanzen, die nur auf Gran Canaria vorkommen, und bieten eine willkommene Abwechslung zur trockenen Landschaft, die in weiten Teilen der Insel vorherrscht. Die Anfahrt von Artenara erfolgt über die landschaftlich schöne GC-210 zur GC-216, die als Ring und teilweise als Einbahnstraße ausgelegt ist.
Infrastruktur und Einrichtungen in Artenara
Nahe dem Ortskern von Artenara befindet sich ein Hubschrauberlandeplatz, der für Rettungseinsätze und medizinische Notfälle genutzt wird, sowie ein Feuerwehrstützpunkt, der für die Brandbekämpfung aus der Luft und den Zivilschutz in der Region eine wichtige Rolle spielt. Diese Einrichtungen unterstreichen die Bedeutung von Artenara als strategisch wichtigen Ort im Inselinneren, der durch seine geografische Lage für die Sicherheitskräfte von zentraler Bedeutung ist.
Die Straßen und Plätze von Artenara
Der kleine Ortskern von Artenara wird von engen Gassen und traditionellen kanarischen Häusern geprägt. Entlang der Straßen und auf den Plätzen finden sich kleine Restaurants und Cafés, die typisch kanarische Gerichte und Spezialitäten anbieten. Die Restaurants rund um die Kirche San Matías bieten sowohl Einheimischen als auch Besuchern eine Möglichkeit, die kanarische Küche zu genießen und die entspannte Atmosphäre des Dorfes auf sich wirken zu lassen. Die Plätze sind Treffpunkte für die Dorfbewohner und verleihen Artenara eine besondere, familiäre Atmosphäre.
Fazit: Artenara – Ein unvergleichliches Erlebnis auf Gran Canaria
Artenara ist weit mehr als nur ein kleines Bergdorf auf Gran Canaria. Es ist ein Ort, an dem die Geschichte der Insel lebendig wird und sich die Schönheit der Natur in ihrer vollen Pracht zeigt. Von den uralten Höhlenwohnungen in Acusa bis zu den Pinienwäldern des Tamadaba-Massivs und den spirituellen Orten wie der Virgen de la Cuevita, bietet Artenara eine Vielzahl an Erlebnissen für Naturliebhaber, Geschichtsinteressierte und Ruhesuchende. Wer Gran Canaria wirklich kennenlernen will, sollte unbedingt einen Abstecher nach Artenara einplanen und die stille, aber tiefgreifende Magie dieses besonderen Ortes entdecken.